"Wo ein Wille ist, da ist ein Weg!" Das hört sich so einfach an - aber im Alltag fehlt oft der Wille.
Was ist überhaupt ein Wille und wie komme ich dazu? Gibt es Menschen, die von Geburt an einen Willen haben und andere halt einfach nicht? Warum gelingt es mir manchmal, meinen Willen durchzusetzen und manchmal nicht?
Die Menschen in meinem Umfeld sagen mir oft, dass ich einen starken Willen habe. Im Anschluss fragen sie mich, woher ich diesen Willen habe. Leider hatte ich dazu nie eine Antwort, bis heute. Diese Antwort möchte ich nun mit Dir teilen.
1. Willenskraft zum richtigen Zeitpunkt einsetzen
Als ich beschloss, mich vertiefter mit dem Thema auseinanderzusetzen, wusste ich, dass ich Willenskraft besitze. Bei Themen wie Fitness, Ernährung und meiner Selbstständigkeit konnte ich fast immer meinen Willen abrufen. Schnell wurde mir jedoch klar, dass ich meinen Willen nicht immer abrufen kann. Es gab Momente - wie beispielsweise beim Rauchen oder Lernen – in denen ich immer wieder gescheitert bin. Obwohl ich wirklich aufhören wollte mit dem Rauchen und ich es mir fest vorgenommen hatte, hat mich mein Wille immer wieder verlassen – er führte ein eigenes Leben. Ich begann an mir zu zweifeln.
Aber anstatt vollkommen aufzugeben, kam ich zu einem Entschluss: Den Willen kann ich nicht einfach abrufen, wenn ich gerade Lust dazu habe - er ist nur beschränkt verfügbar. Daher muss er zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden.
Willenskraft ist enorm wichtig für unseren Erfolg und wenn wir uns bewusst werden, dass wir nur über eine gewisse Kapazität von Willenskraft verfügen, können wir sie zu unserem Erfolg gezielt einsetzen.
«Wir müssen lernen, die Willenskraft gezielt einzusetzen, damit wir unsere Ziele erreichen können.»
2. Willi als beschränkte Ressource
Stell Dir vor, die Willenskraft ist eine Akku-Batterie namens Willi. Willi steht morgens nach einem erholten Schlaf auf. Willi ist voller Energie, weil er seine Batterie voll aufladen konnte. Jedoch kaum aufgestanden, beginnt sein Tag und dabei beansprucht er planlos seine Willenskraft. Mit jeder Willenskraft, die er investiert, sinkt zugleich seine Energie. Je tiefer die Energie, desto mehr sinkt auch die Entschlossenheit und Willi gelangt in den Reservemodus. Vielleicht kennst Du das: Du hast den ganzen Tag auf Deine Ernährung geachtet, am Abend vor dem TV verlässt Dich Willi jedoch und Du öffnest nun doch noch die Packung Chips. Mit einem leeren Willi wird es schwierig, bis zum Schluss willensstark zu sein. Der Wille ist also begrenzt, aber auch erneuerbar, wenn Du ihm die Zeit gibst, sich wieder aufzuladen. Wir müssen also lernen, die Willenskraft gezielt einzusetzen, damit wir unsere Ziele erreichen können. Priorisiere täglich die eine Sache, die Dir am wichtigsten ist und für die Du Deine volle Batterie einsetzen willst. Wähle den richtigen Zeitpunkt dazu, nämlich den, an dem Deine Batterie noch ganz aufgeladen ist.
3. Mit Willi zum Selbstvertrauen
Ich bin davon überzeugt, dass Willi uns helfen kann, unser Selbstvertrauen zu stärken. Als erstes möchte ich mit Dir das Wort Selbstvertrauen auseinandernehmen. Was bedeutet es? Eigentlich ganz einfach: Wie willst Du Dir selbst vertrauen, wenn Du nicht tust, was Du Dir vorgenommen hast und Du voller Ausreden bist? Dadurch belügst Du Dich selbst und zerstörst das Vertrauen in Dich. Also musst Du auch tatsächlich tun, was Du Dir vorgenommen hast!
Da wir nun geklärt haben, was Selbstvertrauen ausmacht, kommen wir zum Punkt, was Willi mit Selbstvertrauen zu tun hat: Wenn ich mir, wie im 2. Abschnitt erklärt, klar werde, wofür und zu welchem Zeitpunkt ich die Willenskraft einsetze und Willi dabei ein Erfolgserlebnis hat, stärkt dies nicht nur mein Selbstvertrauen (weil ich mir bewiesen habe, dass ich es kann und das mir vorgenommene auch tatsächlich mache), sondern es lädt zudem Willi's Energie mit Glücksgefühl.
4. Nahrung fürs Hirn
Kennst Du das Sprichwort "Du bist, was Du isst"? Unser Gehirn verbraucht einen Viertel der Kalorien, die wir zu uns nehmen. Dies bedeutet, dass unsere Ernährung einen massiven Einfluss auf unser Handeln hat. Die Hirnrinde (Präfrontaler Cortex) in unserem Gehirn ist für Erinnerung und Planung sowie für die Impulskontrolle und soziales Verhalten zuständig. Im Gegensatz zu den Teilen im Gehirn, die beispielsweise die Atmung oder die Nervenreaktion regulieren, erhält unsere Hirnrinde keine Unterstützung durch unseren Blutstrom. Die Hirnrinde reagiert sofort darauf, wenn wir eine Mahlzeit auslassen oder uns mit Fastfood vollstopfen. Eine Studie hat gezeigt, dass die Willenskraft durch einen Hirnmuskel ausgelöst wird, der eine etwas längere Erholungsphase benötigt. Das bedeutet, wenn ich Willenskraft einsetze, habe ich im Nachgang weniger Willenskraft zur Verfügung, falls ich keine regenerierende Nahrung zuführe. Was ich also benötige, sind komplexe Kohlenhydrate und Proteine, damit ich meine Willenskraft unterstützen kann. Beginne deshalb schon beim Frühstück mit Brain Food, damit Du genügend Energie für Deinen Willi hast.
5. Willi braucht einen Lebenszweck
Was ist Dein Lebenszweck? Hast Du dazu sofort eine Antwort oder hast Du tausend Gedanken, weisst sie aber nicht zu bündeln und einen Lebenszweck zu benennen? Frage Dich selbst: "Was ist mein Lebenszweck?". Wenn wir unseren Lebenszweck kennen und täglich die eine Sache dafür tun, kommt Glück und Zufriedenheit automatisch. Was ich mit der einen Sache meine, erfährst Du im nächsten Abschnitt.
6. Willi's Tagesziel
"Wo ein Willi ist, ist auch ein Weg."
Damit dieses Zitat auch tatsächlich Früchte trägt, benötigt es eine Voraussetzung: Ich muss wissen, was mein Lebenszweck ist. Mit diesem Wissen lerne ich meinen Weg kennen und kann beginnen, mir konkrete Ziele zu setzen. Wenn ich täglich meine Ziele vor Augen habe und so meinen Weg auch tatsächlich kenne, stärke ich meinen Willen, mein Leben in die eigene Hand zu nehmen. Hört sich simpel an, ist es auch. Das einzige, das Du tun musst: Dir Deine Ziele von Deinem Lebenszweck ableiten und sie visualisieren. Dazu möchte ich mit Dir ein Modell teilen, das ich dem Buch "The One Thing" (von Gary Keller & Jay Papasan) entnommen habe. Dieses Modell hat mir geholfen, meinen Weg zu entdecken und nun möchte ich Dir dabei helfen.
Fernziel
Welches ist die EINE Sache, die ich irgendwann machen will?
Fünf-Jahres-Ziel
Welches ist die EINE Sache anhand meines Fernziels, die ich in den nächsten fünf Jahren machen kann?
Jahresziel
Welches ist die EINE Sache anhand meines Fünf-Jahres-Ziels, die ich in diesem Jahr machen kann?
Monatsziel
Welches ist die EINE Sache anhand meines Jahresziels, die ich diesen Monat machen kann?
Wochenziel
Welches ist die EINE Sache anhand meines Monatsziels, die ich diese Woche machen kann?
Tagesziel
Welches ist die EINE Sache anhand meines Wochenziels, die ich heute machen kann?
Unmittelbares Ziel
Welches ist die EINE Sache anhand meines Tagesziels, die ich hier und jetzt machen kann?
Stell Dir diese Fragen und schreibe Dir die Antworten dazu auf. Schaue Dir wöchentlich alle definierten Ziele an und hinterfrage bei jeder Frage, ob die EINE Sache immer noch die richtige Sache ist, damit Du Deinen Lebenszweck leben kannst. Und nun kommt das schönste vom Ganzen: Du kannst Deine Ziele in Deinen Alltag integrieren und beginnen, Deinen Lebenszweck zu verwirklichen und ein glückliches sowie zufriedenes Leben zu führen. Wie Dir das Integrieren in Deinen Alltag gelingt, erfährst Du im nächsten Abschnitt.
7. Vom Willi zur Gewohnheit
"Niemand entscheidet über seine Zukunft, man entscheidet über seine Gewohnheiten, und diese entscheiden über die Zukunft." F.M. Alexander
Du hast im oberen Abschnitt erfahren, dass es Ziele benötigt, damit wir unseren Weg kennen und unseren Willen auch richtig einsetzen können. Nun stehst Du vor der Herausforderung, wie Du die definierten Ziele in Deinen Alltag integrieren kannst.
Mir ist vollkommen bewusst, dass Dein Tag schon gefüllt ist mit vielen Aufgaben und Zielen. Gewisse Aufgaben und Ziele verrichtest Du heute bewusst und manche auch unbewusst. Du machst es einfach, weil Du es ja schon immer gemacht hast oder weil Du es Dir einfach gewohnt bist. Und da sind wir schon beim grossen Geheimnis angelangt. Wir Menschen brauchen Gewohnheit. Manches wird bewusst zur Gewohnheit und manches unbewusst.
Vor dem Aufstehen kurz einen Check auf Social Media oder Mails lesen, der Kaffee zum Frühstück, Zähneputzen, nach einem langen Arbeitstag entspannen bei Netflix und so weiter. Ich gehe davon aus, dass die eine oder andere Gewohnheit aufgeführt ist, die Du selbst auch kennst. Das sind Gewohnheiten, die wir so gelernt haben, oder sich in unseren Alltag eingeschlichen haben. Das schöne ist, dass wir selbst unsere Gewohnheiten ändern können. Das bedeutet, dass Du Dein Tagesziel ab sofort zu Deiner Gewohnheit machen kannst. Was Du dafür tun kannst? Ganz einfach. Finde heraus, was Du für Gewohnheiten hast. Welche Gewohnheiten sind Dir wichtig und auf welche kannst Du verzichten, damit Du die EINE Sache tun kannst, damit Du Deinen Lebenszweck leben kannst? Das bedeutet für Dich, dass Du nicht mehr pro Tag tun sollst, sondern dass Du die eine Sache als Gewohnheit fix in Deinen Alltag integrieren solltest und Dich von den Gewohnheiten löst, die Dich nicht weiterbringen. Setze Dir in Deinem Kalender täglich zum gleichen Zeitpunkt einen Zeitrahmen, in dem Du Dich voll dieser EINEN Sache widmen kannst. Diese EINE Sache wird zu einem festen Bestandteil von Deinem Tag und kann nicht verschoben werden. Damit Dir das gelingt, werde Dir bewusst, dass diese reservierte Zeit die wichtigste von Deinem ganzen Tag ist. Denn sie ist die Zeit, in der Du Dich mit Deinem Ziel und somit mit Deinem Lebenszweck befasst. Und was ist wichtiger, als DEINEN Lebenszweck zu verwirklichen?
Das Ziel in Deinem Alltag zu integrieren, kann anfangs schwierig sein. Es benötigt eine neue Verhaltensweise. Sobald aus der neuen Verhaltensweise eine Gewohnheit wird, erfordert ihre Beibehaltung keine Disziplin mehr und das ist doch eine schöne Botschaft. Wie lange dauert es jedoch, bis eine Veränderung oder neue Verhaltensweise zur Gewohnheit wird?
Die Forscher der University College of London haben die Antwort darauf gefunden.
Im Jahr 2009 haben sie sich mit der Frage beschäftigt, wie lange es dauert, bis sich eine Gewohnheit bildet. Sie wollten wissen, wann der Augenblick gekommen ist, indem eine neue Verhaltensweise zu einem verinnerlichten, automatischen Verhalten wird. Als die Testpersonen 95% der Anstrengungskurve durchlaufen hatten und der Energieaufwand zur Aufrechterhaltung seinen tiefsten Stand erreichte, war der "Automatisierungspunkt" erreicht. Die Testpersonen wurden von den Forschern aufgefordert, über einen bestimmten Zeitraum Sport zu treiben und Diät zu machen und dabei ihren Erfolg zu messen. Das Ergebnis hat gezeigt, dass im Schnitt 66 Tage notwendig sind, bis man neue Gewohnheiten annimmt. Die gesamte Bandbreite zeigt von 18 bis 254 Tagen auf. Die 66 Tage repräsentieren den Sweet Spot. Also denke daran, dass es Zeit braucht, damit etwas von der mühseligen Disziplin zur Gewohnheit und somit ein Bestandteil von Deinem Alltag wird. Gib Dir selbst die Zeit und Du wirst schnell merken, wie es Dir immer einfacher fällt.
Du hast nun erfahren, dass der Wille eine beschränkte Ressource ist, mit der Du Dich auf die eine wichtige Sache konzentrierst. Der Wille hilft Dir, Deine Ziele und somit Deinen Lebenszweck zu leben. Nun brauchst Du nur noch eine Zutat, damit Du beginnen kannst, Dein Leben zu leben: Glaube. Glaube an Deinen Lebenszweck. Glaube daran, dass Du Deinen Lebenszweck und Deine Ziele erreichen wirst und dass Du es verdient hast, Dein Leben zu leben. Dann bin ich davon überzeugt, dass Dir nichts mehr im Wege steht.
"Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, so zu leben, wie ich es wollte, und nicht das Leben, das andere von mir erwartet haben." Bronnie Wares (5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen)
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