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Gehen oder bleiben?

Soll ich oder soll ich nicht? Wie stellst Du sicher, dass Du Dich richtig entscheidest? Gibt es irgendeine Zauberformel, die hilft? Kluge Entscheidungen beruhen auf einer Koordination von Verstand, Erfahrung und Emotion.


Soll ich meinen gut bezahlten Job kündigen und endlich die Weltreise machen, von der ich so lange träume? Trage ich zum Bewerbungsgespräch besser einen Hosenanzug? Will ich ein Ehrenamt übernehmen? Spaghetti Bolognese oder Carbonara?


Fragen über Fragen – die meisten Entscheidungen treffen wir blitzschnell. Trotz der vielen Möglichkeiten. Das wissen wir aus der Wissenschaft. Der Münchner Hirnforscher Ernst Pöppel fand heraus, dass wir bis zu 20 000 Entscheidungen pro Tag treffen. Nur finden die meisten davon im Autopilotmodus statt. Komplexe Fragen wie „Neues Auto?“, „Wohin in die Ferien?“, „Haare abschneiden?“ lassen uns länger grübeln. Ganz zu schweigen von den ganz grossen Lebensfragen, die sich zu 99 Prozent darum drehen, ob man gehen oder bleiben soll (Wohnort, Job oder Partner). Die brauchen unter Umständen Tage, Wochen, Jahre.


Warum fallen uns manche Entscheidungen so schwer?

Sicherlich weil grosse Entscheidungen wie eine Kündigung, eine Trennung oder ein Umzug Ängste und Sorgen hervorrufen. Mit jeder Entscheidung für etwas entscheidet man sich auch gegen etwas. Mit jeder Wahl muss ich gleichzeitig etwas loslassen. Und viele Entscheidungen pendeln ja auch oft zwischen etwas, das logisch oder vernünftig wäre, aber keinen Spass macht, und etwas, das Spass machen würde, aber nicht vernünftig ist.


Sicherlich kennt jeder den Satz, dass man weniger die Entscheidungen bedauert, die man gefällt hat, als diejenigen, die man nicht gefällt hat. Für unser Wohlbefinden ist es sehr wichtig, dass wir selber Entscheidungen treffen und nicht die Zeit oder andere dies für uns tun. Das führt eher dazu, dass man sich als Opfer der Umstände fühlt und bedauert, sich nicht frühzeitig beziehungsweise überhaupt entschieden zu haben. Dieses „Hätte ich nur“ hinterlässt einen schalen Geschmack im Mund und frustriert. Viel mehr als Entscheidungen, die sich im Nachhinein als weniger klug herausstellen.


Viele Menschen klammern sich bei wichtigen Entscheidungen an die Ratio. Sie wägen das Für und Wider ab, sie kalkulieren. Andere wiederum entscheiden eher aus dem Bauch heraus. Welche der beiden Varianten ist die bessere? Da wir über zwei Entscheidungssysteme verfügen – Kopf und Bauch –, ist es sinnvoll, beide zu Wort kommen zu lassen. Meistens beschliesst der Kopf irgendetwas, und unser Unbewusstes bleibt aussen vor.


Da hat man leider die Rechnung ohne den Wirt gemacht!

Wenn man bedenkt, dass der Grossteil unseres Geistes – etwa 80 Prozent – vom Unbewussten bestimmt wird, lässt sich leicht erklären, warum man X vorhat und Y macht. Denn unser Unbewusstes trifft nicht wie der Verstand Entscheidungen aus einer gewissen Logik heraus, sondern rein hedonistisch: „Mag ich das oder nicht?“ Da kann es also passieren, dass man den löblichen Entscheid fasst, ab sofort weniger Alkohol zu trinken, selbstbewusster aufzutreten oder laufen zu gehen, nur um dann zu erleben, wie man im Meeting den Mund nicht aufbekommt oder gedankenlos zum Cocktail-Glas greift. Wenn unser Unbewusstes gute Erfahrungen mit Auf-dem-Sofa-Liegen gemacht hat, wird es uns entsprechende Körpersignale senden, die so etwas sagen wie: „Laufen gehen? Ach nö – mag ich nicht.“

«Kopf und Bauch müssen befragt und am besten synchronisiert werden. Wenn beide das Gleiche wollen, geht das Entscheiden und Umsetzen wie von allein.»

Daher der erste Tipp Beide Entscheidungssysteme – Kopf und Bauch – müssen befragt und am besten synchronisiert werden. Wenn beide das Gleiche wollen, geht das Entscheiden und Umsetzen wie von allein. Dabei ist folgende Reihenfolge zu beachten: Erst einmal erspüren, wie sich ein Entscheid anfühlt, und dann überlegen, wieso das so ist. Wieso fühlt sich das positiv herausfordernd an? Oder irgendwie gallig? Das liefert mehr Informationen als eine reine Pro-und-Kontra-Liste.


Zweiter Tipp

Überlege, ob es möglich ist, das Gefühl zu verändern. Was könntest Du tun, um Dich sicherer und damit besser zu fühlen, wenn Du bei einem Jobangebot Interesse verspürst, aber auch ein mulmiges Gefühl?


Dritter Tipp

Stelle Dir verschiedene Zukunftsszenarien vor, und zwar so realistisch wie möglich. Das ist umso erhellender, wenn man in einem Dilemma steckt, zum Beispiel im alten Job zu bleiben oder für eine tolle, neue Stelle umziehen zu müssen. Setze bei allen Faktoren Fantasie und Bauchgefühl in Gang: alter Job, neue Stelle, momentane Wohnung, Umzug, neuer Ort. Entscheidungen fallen leichter, je mehr Information zur Verfügung steht.


Vierter Tipp

Überlege Dir, ob Du so etwas Ähnliches schon einmal erlebt hast. Frage auch Bekannte und Freunde dazu. Optimal sind Menschen, die wenig von Deinem Entscheid betroffen sind. Jede Erfahrung erweitert Dein Wissen und kann Dir mehr Sicherheit bringen.


Der letzte und vielleicht wichtigste Tipp

Verabschiede Dich von dem Wunsch, die hundertprozentig richtige Entscheidung zu treffen. Keiner von uns hat eine Kristallkugel, mit der wir in die Zukunft sehen können. Es gibt nicht die eine, perfekte Entscheidung. Unsere Welt ist viel zu komplex. Tagtäglich finden Ereignisse statt, auf die wir keinen Einfluss haben. Im Moment der Entscheidung ist es unmöglich zu erahnen, wie sich die Dinge entwickeln werden.


Die Chance, dass wir am Ende auch mit einer falschen Entscheidung zufrieden sind, ist hoch. Wir Menschen sind so gestrickt. Unser angeborener Wunsch nach Sinn schafft es, eine falsche Entscheidung in einen grösseren, sinnstiftenden Zusammenhang zu bringen, so dass auch sie irgendwann zu einer schicksalhaften und irgendwie doch richtigen Entscheidung wird. Also - nur Mut!

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