Glück kostet nichts. Und doch bedarf der Mensch Geld, um seine Befindlichkeit zu steigern. Bei näherer Betrachtung sind sich die beiden oft als gegensätzlich betrachteten Wertesysteme doch sehr ähnlich.
Was wäre, wenn man mit Glück im freien Markt handeln könnte? So wie mit Aktien von Google, Facebook & Co? Wenn man dafür Dividenden erhielte, dem Geschäftsgang der Firma Glück Co. entsprechend, Zyklen unterworfen und von der Leistung des Glücks-CEOs abhängig wäre?
Wie viele glückliche Menschen gäbe es, würden wir unsere Ersparnisse in Glück Co. anlegen? Wie glücklich wäre der Staat, der Steuern auf unser Glücksvermögen erheben könnte? Und was würde dann ein Griesgram tun? Wie gut verteilt wäre das Glück in der freien Marktwirtschaft? Und wie müssten wir diesen Markt regulieren?
Psst! Wert entsteht im Mangel
Ein Leben nur mit Glücksgefühlen wäre so eintönig wie ein Leben ganz ohne Lächeln. Glück schöpft seinen Wert in seiner Vergänglichkeit. Genau wie Geld ist Glück nur deshalb
erstrebenswert, weil wir es ausgeben, uns davon lösen und es von neuem erarbeiten können. Am Ende des Tages ist alles vergänglich. Glück wie Pech, Leben wie Tod, Reichtum und Armut.
Der Beweis: CHF 98’000 machen glücklich
Ein Team um den Psychologen Andrew T. Jebb von der Purdue University hat sich der Frage angenommen, wie viel Jahreseinkommen eine Einzelperson braucht, um die höchste Lebenszufriedenheit zu erlangen. In ihrer Studie interessierte dabei, bei welcher jährlichen Einkommenshöhe die Teilnehmenden die höchste «Lebenszufriedenheit» (langfristig) und das höchste «emotionale Wohlbefinden» (von Tag zu Tag) angaben. Beides sind Masse für das übergeordnete Konstrukt «subjective well-being (SWB)». In Westeuropa bedarf eine Einzelperson zur langfristigen Zufriedenheit ein Jahreseinkommen von CHF 98’000. Zum täglichen Wohlbefinden reichen aber bereits CHF 49’000 Jahreseinkommen.
Wie im Geldmarkt ist es der Mangel, der den Wert des Glücks steigert. Geld und Glück wären wertlos, hätte jeder Mensch uneingeschränkt Zugang dazu. Dem Glück huldigen wir, weil es sich auf einzelne Höhepunkte in unserem Leben beschränkt.
«Wie im Geldmarkt ist es der Mangel, der den Wert des Glücks steigert. Geld und Glück wären wertlos, hätte jeder Mensch uneingeschränkt Zugang dazu.»
So fantastisch die Überlegung ist, Geld mit Glück zu vergleichen, so nahe stehen sich die beiden Wertesysteme bei näherer Betrachtung dennoch. Mit einem grossen Unterschied: Im Gegensatz zu Geld kostet Glück nichts. Jeder hat Zugang dazu. Es bedarf einfach etwas Übung. Und Spass dabei, auch einmal auf die Nase zu fallen. Der etwaige Sturz ist die erste Ratenzahlung zu erneutem Glück.
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